Fotobearbeitung – ein Muss!?

Die Fotobearbeitung ist ein Thema das die Gemüter spaltet. Das war zwar nicht immer so, aber spätestens seitdem sich dir Fotografie digitalisiert hat und sich ein großes Stück weit auf den Computer verlagert hat, ist Fotobearbeitung in aller Munde. Es gibt einige vernünftige Programme, die verbreitetsten sind Lightroom und Photoshop von Adobe.

Doch erstmal bleiben wir noch beim besagten Gemüter Spalten. Ich weiß nicht in welche Gruppe du gehörst, aber vielleicht findest du sich ja gleich selbst in den folgenden Zeilen wieder, kann ja sein!

Da gibt es also einerseits die absoluten Fotobearbeitungsgegner. Sie lehnen jegliche Form von Fotobearbeitung ab, da es ihrer Meinung nach ein Verfälschen des Bildes ist, quasi schummeln. Und wer schummelt schon gerne. Fotografie könne nur echt sein, wenn sie direkt aus der Kamera kommt, immerhin lichtet man ja dort die Fotos ab. Ein guter Fotograf müsse nicht nachbearbeiten. Lightroom, Photoshop und wie sie alle heißen, wären wahres Teufelszeug, sagen sie. Hast du solche Aussagen zu Fotobearbeitung schon mal gehört?

Die zweite Gruppe ist genau das Gegenteil, ja sie geht sogar darüber hinaus. Darf ich vorstellen: hier kommen die Photoshop Enthusiasten. Für all jene, und ich überzeichne jetzt bewusst, ist es Pflicht, dass vom Ursprungsfoto so wenig wie möglich übrig bleibt, denn immerhin wurde dafür die ganze, tolle Technik entwickelt. Das Motto ist also, das Bild zu verändern, auf eine neue Ebene zu heben, die vorher gar nicht sichtbar war, da sie so auch nicht existiert.

Um dir zu veranschaulichen was ich meine, schau dir dieses nachfolgende Foto an. Über dem Heißluftballon prangt ein Vollmond. Im Ballon ist kein Feuer zu sehen und es ist tiefste Nacht und das Wasser ist spiegelglatt. Du staunst jetzt vermutlich und fragst dich, wie ein solches Foto abgelichtet werden kann und wo zum Teufel der Fotograf sitzt? Zurecht, denn es ist in dieser Form schlichtweg nicht möglich. Da muss nachgeholfen werden. Da muss in Programmen wie Photoshop nachgeholfen werden. Sowohl Mond als auch die Vögel sind nicht echt, da sie am Ursprungsfoto nicht zu sehen waren. Sie wurden künstlich in das Bild eingearbeitet und dann spricht man von Bildmanipulation.

Diese beiden Extreme sind in unserer Wahrnehmung leider sehr präsent. Leider deswegen, weil keine von beiden das richtige Maß trifft. Es ist aus meiner langjährigen, fotografischen Sicht einerseits nicht gut ein Foto derartig zu manipulieren, dass es eigentlich nur noch eine Computersimulation ist, wenn man von herkömmlicher Fotografie spricht. Dieses Genre hat nämlich grundsätzlich schon seine Daseinsberechtigung, geht aber weit über Fotografie hinaus und hat bereits Designausmaße. Das ist aber nichts für Fotografen, die sich ernsthaft mit dem Thema Fotografie und Ausdruck beschäftigen möchten. Die, die sich nicht als Grafikdesigner an ihren Fotos austoben möchten.

Andererseits ist es aber auch nicht richtig davon auszugehen, dass perfekte Fotografie direkt aus der Kamera kommt und um echt zu bleiben gar nicht mehr verändert werden darf. Denn wenn du das tust, nimmst du dem Foto jegliche Möglichkeit der Entfaltung. Und nicht nur dem Foto, auch dir selbst nimmst du diese Möglichkeit, denn eigentlich kannst du nur mit einer perfekten Darstellung deiner Vorstellung das ausdrücken, was du wirklich möchtest. Wenn du die Möglichkeiten nicht ausreizt, dann fehlt etwas. Es fehlt dem Foto etwas und dadurch fehlt auch den Betrachtern ein wichtiger Input. Wenn du ein Foto so belässt wie es aus der Kamera kommt, dann ist es ganz einfach ein unfertiges Foto. Deine Arbeit damit ist nicht abgeschlossen. Aus optischer, aber auch aus technischer Sicht, die ich dir gerne hier beleuchte.
Und daher ist es wie so oft, der Mittelweg ist der richtige. Keines der Extreme ist für Fotografen toll, doch an vernünftiger Bildbearbeitung, nicht Manipulation, führt kein Weg vorbei, es ist ein Muss!

Zurück zur Unterscheidung optisch und technisch. Aus optischer Sicht wird dir einleuchten. Wenn du ein Foto einer Bearbeitung unterziehst, dann ändert sich das optische Erscheinungsbild. Es wird heller oder dunkler, gesättigter oder matter, um nur ein paar wenige Möglichkeiten zu skizzieren.


Warum aber ist das Foto aus technischer Sicht noch nicht fertig? Nun, die Kamera stellt grundsätzlich dein Werkzeug dar. Dieses Werkzeug kannst du benutzen, um Dinge abzulichten, die in deinem Kopf entstehen. Wenn du noch am Anfang deiner Fotografie bist, dann sind es Dinge, die dein Auge sieht und die dir gefallen. Warum weißt du zu diesem Zeitpunkt noch nicht, aber das ist für dieses Beispiel hier und jetzt nebensächlich. Jedenfalls fängt deine Kamera Momente ein.

Jetzt kommt es darauf an, welchen Modus du zum Fotografieren benutzt, um deine Fotos zu speichern. Wenn du im JPEG Format fotografierst, bearbeitet deine Kamera die aufgenommenen Fotos bereits von selbst ein wenig nach, ohne dass du das merkst. Sie beurteilt Helligkeiten, Kontraste, Farbintensitäten und passt sie so an, wie sie es für richtig hält. Was du dann am Display und viel mehr auf deinem Computer nach dem hochladen siehst, sind bereits leicht bearbeitete Fotos. Das klingt jetzt vielleicht gut und praktisch für dich, ist es in Wirklichkeit aber gar nicht.

JPEG Aufnahmen haben den Vorteil, dass du sie sofort überall verwenden kannst. Du kannst sie auf deinem Computer und auf deinem Handy direkt verwenden, die Geräte erkennen die Fotos gleich und von selbst. Außerdem sind sie klein, das heißt du brauchst auch nicht so viel Speicherplatz. Was mich aber gleichzeitig zum großen Nachteil bringt: Klein heißt ihrer Bildinformationen beraubt.

Stell dir eine Schallplatte und ein MP3 vor. Ein MP3 kann nur so klein sein, da einiges an Information fehlt. Deswegen ist die Klangqualität aber um ein Vielfaches schlechter als bei der Schallplatte. Das mag bei oberflächlichem Hören keinen Unterschied machen, sehr wohl aber, wenn man sich ein bisschen mit der Musik beschäftigt.


Gleiches gilt für JPEG und das RAW Format. JPEG wäre in unserem Beispiel das MP3, RAW die Schallplatte. Im RAW Format werden alle möglichen und vorhandenen Bilddateien abgebildet. Die Datei ist um ein Vielfaches größer, kann dadurch aber auch viel besser bearbeitet werden. JPEGs sind ihrer Bearbeitungsmöglichkeit nämlich eingegrenzt, RAW Formate nicht. Auf deinem Kameradisplay siehst du übrigens auch im RAW Format eine von deiner Kamera bearbeitete Version des Fotos. Sobald du sie auf deinen Computer und in ein Bearbeitungsprogramm spielst, nicht mehr. Dann bleibt die rohe Version des Fotos übrig.


Du könntest dir jetzt weiter denken, dass du eine Weiterbearbeitung eines JPEGs ja gar nicht mehr brauchst, da das ja ohnehin schon deine Kamera erledigt hat. Nein! Denn erstens ist die Bearbeitung durch die Kamera marginal, zweitens überlässt du damit der Kamera die Entscheidung was schön und ansprechend ist und was nicht. Wenn du diesen Weg gehst, gefällt das Foto deiner Kamera, aber nicht dir.

Wichtig ist aber, dass du dich mit deinem Foto identifizieren kannst. Es soll dein Ausdruck sichtbar sein, deine Gedanken widerspiegeln. Dafür ist es notwendig, dass du die Bearbeitung selbst vornimmst. Und das eigentlich zwingend im RAW Format.
Bearbeitung heißt in diesem Fall nicht Manipulation. Hier schließt sich der Kreis zu den extremen Photoshop Jüngern. Bearbeitung bedeutet nicht, irgendwelche Dinge dem Foto hinzuzufügen, die eigentlich dort gar nicht hingehören. Bearbeitung bedeutet vielmehr Entwicklung. Dein von dir aufgenommenes Foto ist erst dann fertig, wenn du es entwickelt hast.

VOR der Bearbeitung
NACH der Bearbeitung

Das war schon in der Analogfotografie so, nur war und ist es dort greifbarer, denn du kannst dir dort das Foto nicht bereits nach der Aufnahme auf deinem Display anschauen. Es steckt noch auf dem Negativ fest und muss erst bearbeitet werden.


Wenn du also ein Foto bearbeitest, dann vervollständigst du es. Du passt Kontraste an, du veränderst Helligkeiten, die so nicht stimmig sind. Du passt Farbintensitäten und Farben an. Du beschneidest das Foto dort, wo keine wichtigen Infos für dieses eine Bild vorhanden sind. Denn auch ein Bildausschnitt ist nicht in Stein gemeißelt. Du passt Schärfen und Unschärfen an. Alles mit dem Ziel ein stimmiges, bestmögliches Resultat zu bekommen, denn erst dann ist dein Foto fertig. Vorher ist es das keinesfalls! Denn, wie du jetzt weißt, ist das technisch überhaupt nicht möglich ein fertiges Foto aus der Kamera zu bekommen.

Übrigens, um noch einen kurzen Sprung zur Analogfotografie zu machen, wurden diese Techniken, die ich gerade beschrieben habe, auch in der Dunkelkammer vollzogen. Dort spricht man zum Beispiel von Abwedeln, wenn du bestimmte Bereiche heller haben möchtest. Um mehr Intensität und Kontraste zu erhalten, wird die Lichtprojektionszeit auf das Fotopapier verändert.

Du siehst also, Fotobearbeitung ist nichts Neues, sie ist nur näher in unseren Wahrnehmungsfokus gerückt, sie ist präsenter. Und Fotobearbeitung ist ein absolutes Muss wenn du dich ernsthaft mit Fotografie beschäftigen willst. Alles andere kratzt nur an der Oberfläche und das willst du sicher nicht. Du willst ganz eintauchen in die Welt der Fotografie, du willst sie zur Freundin haben, du willst dich mit ihr ausdrücken. Das ist der richtige Weg!

Falls du endlich mit der Bildbearbeitung loslegen willst, kann ich dir meine super verständlichen und zeiteffizienten Lightroom Kurs ans Herz legen! Für gerade dieses Kurs werde ich fast am meisten gelobt von meinen Kunden und Kundinnen 😉


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